Deutsch-Türkisches Forum Stuttgart e.V.

Elternarbeit "um die Ecke"

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Das Deutsch-Türkische Forum Stuttgart e. V. (DTF) ist in der Stadt vor allem für seine Kulturprogramme und Bildungsprojekte bekannt. Doch bei näherer Betrachtung fallen die zahlreichen Elternprojekte in den Blick, mit denen der Verein schon seit über zehn Jahren die interkulturelle Familienbildung in Stuttgart prägt. Der rote Faden der Projekte: intensiv begleitete Beteiligungsprozesse für Familien mit Migrations- und Fluchtgeschichte.

Vier Elternprojekte hat das DTF derzeit und weitere sind in Planung. Alle mit unterschiedlicher Zielsetzung: Im Projekt „Babaca“ geht es um das Empowerment von türkeistämmigen Vätern.

Im Projekt „uMut – Zukunft mit Beruf“ („umut“ türk. für Hoffnung) werden Frauen mit Migrationsbiografie und Fluchterfahrung gefördert, die (zurück) in den Beruf finden wollen. Im neusten Projekt „KültüRaum“ liegt der Fokus auf der kulturellen Bildung für Familien. Und im interkulturellen Elterncafé „KAfem – mein Café“ gelingt die Begegnung der verschiedenen Zielgruppen.

Das interkulturelle Elterncafé „KAfem“
In diesem Treffpunkt auf dem Hallschlag im Stuttgarter Stadtteil Bad Cannstatt finden die Aktivitäten der Projekte des Vereins statt – aber das ist noch lange nicht alles. Zwei- bis dreimal in der Woche treffen sich hier größtenteils Mütter zum Frühstück oder zu verschiedenen Sport-, Freizeit- und Bildungsangeboten. Es findet Yoga statt, aber auch gemeinsames Kochen und Backen. Fortbildungen gibt es bspw. zum deutschen Schulsystem oder zu Erziehungsfragen, alles in einfacher Sprache. Nachmittags finden Angebote für Eltern und Kinder statt und gerade im Aufbau ist eine regelmäßige Hausaufgabenbetreuung für Schulkinder. Alle Angebote werden gemeinsam mit der Zielgruppe entwickelt. Die Eltern bringen Ideen ein und organisieren teilweise ihre Aktivitäten selbst. Der Verein wiederum stellt seine Expertise und sein Netzwerk zur Verfügung.

Erfolgsrezept Elternmentorinnen
Das Bindeglied zwischen Verein und Eltern sind die sogenannten Elternmentorinnen. Elternmentorinnen sind Mütter, die als Multiplikatorinnen für andere Eltern agieren. Sie organisieren ehrenamtlich Aktivitäten, sind aber auch unmittelbare Ansprechpartnerinnen für die anderen Eltern. Das Engagement der Mentorinnen wird mit einer Ehrenamts- oder Übungsleiterpauschale vergütet. Erklärtes Ziel ist es, dass die Elternmentorinnen in naher Zukunft das Café selbstständig leiten.

Niedrigschwellig und um die Ecke
Das Café ist meist gut besucht und das liegt unter anderem auch an der Lage. Mitten im Hallschlag, einem Viertel mit hohem Migrationsanteil, und mitten im Wohngebiet. Hier kommen auch Eltern hin, die sonst nichts mit dem DTF zu tun haben, aber in der Nähe wohnen. „Angebote für Eltern finden am besten vor Ort statt, quasi um die Ecke“, erklärt die Leiterin des Bereichs Bildung Theresa Krinke. Mit digitalen Angeboten, vor allem in den Hochzeiten der Pandemie, sei es nicht sehr einfach gewesen, die Zielgruppe zu erreichen. Flexibilität ist wichtig, das hat auch hier Corona gelehrt. Die Bindung der Zielgruppe an längerfristige Projekte ist schwieriger geworden, bei den niedrigschwelligen Angeboten mangelt es oft an Verbindlichkeit. Kurzfristige Angebote, zu denen man spontan dazukommen kann, laufen besser.

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Herausforderungen
Doch nicht nur neue Herausforderungen wie Corona erschweren die Arbeit, auch die Förderstrukturen machen das Leben der Mitarbeiter*innen des Vereins nicht leichter. Wie viele Vereine leidet auch das DTF unter kurzzeitigen Projektförderungen. Für die Themen ist eine Langfristigkeit eben wichtig, vor allem bei einer Zielgruppe, bei der es viel um Beziehungsaufbau geht. „Aber wir müssen auch nicht alles machen“, meint Theresa Krinke. Nicht jedes Thema sei das richtige für den Verein. „Es ist wichtig, dass es viele verschiedene Stellen gibt, die die vielfältige Zielgruppe ansprechen und manche Kooperationspartner machen ein bestimmtes Thema vielleicht besser.“

Blick in die Zukunft
Doch auch ohne „alles“ zu machen, hat der Verein genug zu tun. Die Elternarbeit soll in Zukunft weiter ausgebaut werden. Vor allem das „KAfem“ soll als ein Ort der Begegnung gestärkt werden. Die Schlüsselfaktoren dabei: Bildung und Beteiligung.

Autorin:
Maria Tramountani (sie/ihr)
Interkulturalität und Integration (M.A.)
Autorin | Systemische Beraterin | Trainerin

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